TRINKLIED

Füllt Becher und Glas
Mit reichlichem Maß
Trinkt, Brüder!
Füllt wieder
Und leeret das Faß!

Mit Myrten umlaubt
Und Rosen das Haupt,
Weil Kränze
Dem Lenze
Kein Winter noch raubt.

Die Jugend verfliegt.
Die Freude versiegt.
Drum kommet,
Es frommet,
Und trinkt euch vergnügt!

Der Fröhlichkeit Wert
Hat Flaccus 1 gelehrt.
Seid fröhlich
Und selig,
Wie er es begehrt.

Anakreon 2 hold
Des Traubengotts Sold
Lobtönet,
Bekrönet,
Auf Saiten von Gold.

Der rüstige Held
Entschleichet dem Feld,
Der Weise
Schleicht leise
Zu Libern 3 ins Zelt.

Von Hallifax an
Bis nach Indostan
Von Lappland
Bis Kapland
Wo leugnet's ein Mann?

Daß Bassareus 4 Kraft
Durch zaub'rischen Saft
Der Reben
Das Leben
Zum Himmel umschafft?

Seit Adam bis jetzt
War's feste gesetzt:
Alleine
Mit Weine
Wird's Leben geletzt.

Auch denke ich schier
Das Paradies mir
Als hohes
Und frohes
Tokaier Revier.

Hell blinkt der Pokal
Auf, trinket einmal!
Mit Sange
Mit Klange
Belebet den Saal.



/home/roland/office52/user/work/Buerger/trnkld.html

1Flaccus - Horaz

2Anakreon - griech. Liebeslyriker

3Libern - Beiname des Bacchus

4Bassareus - von Bassa = Pascha abgeleitet