Altenstadt - ein
römisches Limeskastell
Der
römische
Limes verlief durch den heutigen Ort, das Kastell ist sehr
gut ergraben worden, heute aber völlig überbaut. Wer sich
aber den Stadtplan genauer anschaut, dem wird die räumliche
Lage des Kastells auch ohne sichtbare Mauerreste klar.
Professor Demandt meint, daß Altenstadt seit der Römerzeit
ununterbrochen existiert hat, es ist also wirklich eine
"alte Stätte". [ Kleiner Exkurs zum Thema "Stadt und
Dorf": Der kleine Moritz meint ja, daß ein Dorf, wenn es nur
groß genug wird, dann eine Stadt ist. Im Mittelalter konnte
ein Dorf nur soweit wachsen, wie es mit seiner Feld-, Wald-
und Weidefläche seine Bewohner ernährte. Städte sind
entweder planmäßig als Städte angelegt worden oder infolge
prosperierender Handwerks- und vor allem Handelstätigkeit
mit dem Stadtrecht belehnt worden. Das gab dann potentielle
Möglichkeiten der Weiterentwicklung, beispielsweise ist das
Marktrecht ein eifersüchtig gehütetes städtisches Recht.
Kein Dorf hat je einen Marktplatz besessen. Messe -
überregionaler Markt, Jahrmarkt - einmal jährlich zum
Umschlag von Luxusgütern, Wochenmarkt - Waren des täglichen
Bedarfes. ]
Der älteste
Kern von Altenstadt wird von den Straßen Obergasse
( in der Abbildung ist die Bezeichnung vergessen
worden ), Vordergasse ( heute
Vogelsbergstraße ), Kirchgasse und Hintergasse
gebildet, also unmittelbar vor dem Kastell. Während bei
Dorfgründungen in der christlichen Zeit die Kirche immer
im Mittelpunkt des Ortes steht, ist hier die Reihenfolge
anders: Zuerst war das Dorf da, dann kam das Christentum
mit der Kirche. Diese steht also nicht zentral, sondern am
Ortsrand - ein Beweis für das hohe Alter von Altenstadt.
Die Bahnhofstraße heißt in Wirklichkeit Hanauer Straße.
Wo sind denn
aber die Steine des Kastells geblieben, die können doch
nicht einfach verschwinden? Richtig. Sie sind ja auch noch
da, nämlich in den Grundmauern der Häuser. Man hat nach der
Römerzeit das Kastell als kostengünstigen Steinbruch
benutzt. Und natürlich haben die Leute auch gleich auf den
Römermauern ihre Häuser errichtet. Das gilt für die Bebauung
der westlichen Seite der Obergasse. Die Straßenbezeichnungen
"Im Kastell" und "Auf der Mauer" belegen das noch heute.
Beispielsweise hatte die Firma Eberhardt ( bei der man
obige Ansichtskarte erschwingen kann ) ihr Haus mit
Laden am westlichen Ende der Vordergasse stehen. Und jeder,
der vom Vogelsberg kommend nach Frankfurt ( civitas
taunensium in der Römerzeit ) wollte, hatte gefälligst
um das Kastell bzw. dessen Ruine einen Bogen zu machen. Den
gibt es heute noch in Gestalt der Frankfurter Straße. Es ist
einmalig im Rhein-Main-Gebiet, daß eine Frankfurter Straße
eine relativ unbedeutende Seitenstraße ist. Aber früher
rollte wirklich der gesamte Fernverkehr von und nach
Frankfurt hier durch, nach einer scharfen Linkskurve, vorbei
am Amtsgericht ( heute Rathaus ). Nach 1970 wurde
die Vogelsbergstraße geradlinig weitergeführt. So kommt es,
daß der Gasthof "Zum schwarzen Adler" postamtlich Haus
Nummer 2 ist, "Annas Wohndesign" gegenüber hat
Nummer 1. Die weiter westlich gelegenen Häuser sind der
Vogelsbergstraße nicht zugeordnet.
Der Limes selbst als Palisadenwall mit Graben verlief
entlang der Obergasse, in geradliniger Verlängerung die
Straße Altenstadt - Rommelhausen entlang, um dann im Bereich
der Kreuzung Waldsiedlung - Höchst im Wald zu verschwinden.
Dort ist er großteils noch hervorragend erhalten. Der Bach,
der früher sichtbar und heute verrohrt durch Altenstadt
fließt, taucht heute hinter dem Bahnhof wieder auf. So
ersparten sich die ersten Siedler das Ergraben von Brunnen.
Die Straßen "Am Bachstaden" und "Am Stauweiher" bezeichnen
die entsprechenden Punkte.
Eine
wunderschöne Homepage über den Limes im Taunus und in der
Wetterau finden Interessierte unter www.taunus-wetterau-limes.de
von Stefan
Dornbusch, wo auch dieser Text eingefügt ist.
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